DONUT-ÖKONOMIE – Kompass für nachhaltige Unternehmen

Von Annemarie Schallhart, 18.5.2022, Kategorie: All, Wirtschaft

Nachhaltiges unternehmerisches Handeln wird immer wichtiger. Die Donut-Ökonomie beschreibt ein alternatives nachhaltiges Wirtschaftsmodell. Sie unterstützt mit ihren Denkmodellen die neuen Vorgaben der EU für klimaneutrales und sozial verträgliches Wirtschaften. Damit wird sie zum Leitstern für zukunftsfähiges Organisationsdesign.

Nachhaltiges Wirtschaften hat durch den Krieg in der Ukraine noch eine zusätzliche Notwendigkeit erhalten. Aber auch ohne diese Katastrophe gibt es genug Gründe, zu prüfen, wie zukunftsfähig das aktuelle eigene Geschäftsmodell ist. Denken Sie beispielsweise an die neuen Richtlinien und Regelungen auf EU-Ebene.

Neue Vorschriften: ESG-Kriterien und „do no harm“

Der Green Deal der EU hat eine wettbewerbsfähige und klimaneutrale Wirtschaft, die für Mensch und Region gut ist, zum Ziel. Die neue CSRD-Nachhaltigkeitsberichterstattung verlangt von Unternehmen die Offenlegung nichtfinanzieller Ziele. Unternehmerisches Handeln wird damit unter das Motto „Verursache keine Schäden“ (do no harm) gestellt und muss anhand von Environmental, Social und Governance (ESG)-Kriterien geprüft werden.

Das bedeutet den Nachweis einer durchgängig nachhaltigen Wertschöpfungskette. „Grüne“ Marketing- und PR-Maßnahmen alleine sind zu wenig. Green Washing hat also zukünftig keine Chance mehr.

Viel zu tun!

Wenn wir „Verursache keine Schäden“ als neues Wirtschaftsgebot ernst nehmen, gibt es viel zu tun! Wir brauchen Geschäftsmodelle, die sozial-verträglich sind und keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt haben.

Die Donut-Ökonomie: Ein Wirtschaftsmodell für den Green Deal

Was alles für solche zukunftsfähigen Geschäftsmodelle berücksichtigt werden muss, erklärt uns der Ansatz der Donut-Ökonomie sehr anschaulich. Die Wirtschaftswissenschaftlerin Kate Raworth forschte mehrere Jahre an den Thesen, die sie dann in ihrem Buch „Die Donut-Ökonomie“ veröffentlichte. Mit ihrem Donut-Modell stellt sie unternehmerisches Handeln in umfassende ökologische und gesellschaftliche Zusammenhänge. Sie zeigt damit auch, wofür es lohnt, sich einzusetzen:

  • Es lohnt sich, so zu wirtschaften, dass wir keinen Raubbau an Ökosystemen betreiben, damit uns unsere planetaren Ressourcen auch langfristig zur Verfügung stehen.
  • Es lohnt sich, so zu wirtschaften, dass für alle Menschen ein gutes Leben möglich ist und damit ein solides gesellschaftliches Fundament gesichert wird.

Der Donut

Der Donut beschreibt eine Wirtschaft, die einen sicheren und gerechten Raum für die Menschheit gewährleistet. Es ist dies eine nachhaltige Wirtschaft im Spannungsfeld zwischen ökologischen und gesellschaftlichen Grenzen.

Der Außenkreis beschreibt in neun Dimensionen die ökologischen Ressourcen und deren Bedrohung durch Übernutzung. In der Mitte sind in zwölf weiteren Dimensionen die elementaren Lebensgrundlagen für Menschen zu sehen. Sie bilden das gesellschaftliche Fundament und sind durch Unterversorgung gefährdet.

Die Donut-Ökonomie von Kate Raworth beschreibt ein ein Wirtschaftsmodell, das den Planeten nicht zerstört.
Abbildung: Der Donut von Kate Raworth (Quelle: doughnuteconomics.org)

Wenn wir „im Donut“ – im sicheren Raum zwischen den ökologischen und sozialen Grenzen – wirtschaften, dann sorgen wir dafür, dass unser Planet nicht zerstört wird und Menschen nicht in unwürdigen Verhältnissen leben müssen.

Eckpunkte des neuen Donut-Wirtschaftsmodells

Kate Raworth beschreibt ihr Wirtschaftsmodell des Donut als Gegenentwurf zum rein marktwirtschaftlichen Modell.

Die Wirtschaftslehre des 20. Jahrhunderts stellt den Markt mit Angebot und Nachfrage und das Wirtschaftswachstum in den Mittelpunkt unserer Wirtschaftswelt. Der Mensch agiert darin als homo oeconomicus, um seinen Vorteil zu maximieren. Er zerstört damit die Ökosysteme unseres Planeten und verschärft Ungleichheiten. Mit diesem Wirtschaftsmodell kann lebenserhaltendes Wirtschaften langfristig nicht gelingen, weil es größere Zusammenhänge und Abhängigkeiten ausblendet und die Endlichkeit von Ressourcen nicht berücksichtigt.

In der Donut-Ökonomie hingegen sind wir Menschen nicht nur Konsument:innen und Produzent:innen, Geldgeber:innen, Arbeitgebende oder Arbeitende. Wir sind auch Eltern, Kinder, Erziehungsberechtigte, Pflegende, Kranke, Wähler:innen, Einwohner:innen, Musizierende, Künstler:innen usw. Wir sind Akteur:innen einer Volkswirtschaft, die Teil der Gesellschaft und Teil unseres planetaren Lebensraums ist. Die wirtschaftlichen Kreisläufe werden durch die Integration von Energie- und Materialströmen ganzheitlich betrachtet.

In der Donut-Ökonomie wird nicht nur die Marktwirtschaft im engeren Sinne betrachtet, sondern die gesamte Volkswirtschaft mit all ihren gesellschaftlichen und ökologischen Verflechtungen.
Abbildung: In Gesellschaft und Natur eingebettete Ökonomie, die für das langfristige Wohlergehen der Menschen sorgen kann. (Quelle: doughnuteconomics.org, Übersetzung von Annemarie Schallhart)

Denkmodelle der Donut-Ökonomie

Wir können uns diesem neuen Wirtschaftsmodell schrittweise annähern. Denn die Donut-Ökonomie fußt auf sieben Denkmodellen, anhand derer wir herkömmliche marktwirtschaftliche Paradigmen in das nachhaltige Donut-Modell umdenken können:

Denkmodell der Donut-ÖkonomiestattHerkömmliches Denkmodell

Denkmodell 1:
Das Ziel des Wirtschaftens verändern

Donut:
Ein Wirtschaften in Balance mit den planetaren und gesellschaftlichen Grenzen ist das Ziel.
stattBruttoinlandsprodukt:
Reine Einkommensmaximierung ist das Ziel.

Denkmodell 2:
Das Gesamtbild der Wirtschaft erfassen

Eingebettete Volkswirtschaft:
Die Volkswirtschaft ist mit Markt, Haushalten, Staat und Gemeinschaftsgütern (Wasser, Luft etc.) über Energie- und Materialströme in unsere Welt eingebettet.
stattIn sich abgeschlossene Marktwirtschaft:
Die Effizienz des Marktes gilt für alle wirtschaftlichen Akteure und wird über Finanzströme gewährleistet.

Denkmodell 3:
Die menschliche Natur pflegen und fördern

Beziehungsmensch:
Ein sozial anpassungsfähiger und sich entwickelnder Beziehungsmensch mit Wertvorstellungen ist das vorherrschende Menschenbild.
statthomo oeconomicus:
Ein isolierter, eigennütziger und rationaler homo oeconomicus ist das vorherrschende Menschenbild.

Denkmodell 4:
Systemisches Denken lernen

Dynamische Komplexität:
Systemisches Denken in Rückkopplungsschleifen betrachtet die Wirtschaft als komplexes System eingebunden in Gesellschaft und Ökosysteme.
stattMechanisches Gleichgewicht:
Mechanisches Denken von Angebot und Nachfrage dominiert.

Denkmodell 5:
Auf Verteilungsgerechtigkeit zielen

Verteilung von Einkommen und Vermögen von Anfang an:
Die Macht über Unternehmensvermögen und Gewinn aus Geschäftsmodellen wird von Anfang an gerecht und demokratisch verteilt.
stattVerteilung im Nachhinein:
Es wird davon ausgegangen, dass Wirtschaftswachstum irgendwann für gerechten Ausgleich sorgt.

Denkmodell 6:
Auf Regeneration zielen

Saubere Kreisläufe:
Durch regeneratives Design und Kreislaufwirtschaft werden Materialen wiederverwendet, wodurch Abfall und Umweltschäden vermieden werden. Wachstum und Ressourcenverbrauch sind entkoppelt.
stattUmweltverschmutzung:
Materialien werden entnommen, verwendet und entsorgt. Umweltverschmutzung wird besteuert.

Denkmodell 7:
Eine agnostische Haltung zum Einkommenswachstum einnehmen

Mit und ohne Einkommenswachstum gut wirtschaften:
Wirtschaft trägt zum Werterhalt unserer Ressourcen und zum menschlichen Wohlergehen bei – unabhängig davon, ob das Einkommen steigt, fällt oder stagniert.
stattWachstumszwang:
Entwicklung ist vom Einkommenswachstum abhängig.

Unternehmerische Standortbestimmung

Inwieweit sind diese Denkweisen einer nachhaltigen Wirtschaft bei den Akteur:innen in Ihrem Unternehmen angekommen? Wirtschaftet Ihr Unternehmen im sicheren Raum zwischen den ökologischen und sozialen Grenzen, sodass die Vorgaben der EU im Hinblick auf Umwelt, Soziales und Unternehmenssteuerung gut erfüllt werden können?

Wenn Sie sich dazu einen Überblick verschaffen wollen, dann können Sie das mit Hilfe einer Standortbestimmung der Future Business Consultants tun. Über eine faktenbasierte Wirkungsanalyse und eine wertebasiert Kulturanalyse werden die wesentlichen Handlungsfelder bestimmt.

Verantwortungsvolles Organisationsdesign im Sinne der Donut-Ökonomie

Diese Denkmodelle sind Referenzpunkte, wenn es darum geht, ein Unternehmen zu bauen, das unsere natürlichen Lebensgrundlagen nicht übernutzt und die Menschen nicht unterversorgt. Ein sinnvolles Organisationsdesign ermöglicht es, miteinander Verantwortung zu übernehmen und an einer nachhaltigeren Welt zu arbeiten – und sich für die Umsetzung des Green Deal der EU gut zu rüsten.

Die Future Business Consultants begleiten Sie gerne dabei, Nachhaltigkeit in der DNA Ihres Unternehmens tiefer zu verankern.

Interessiert? Dann melden Sie sich doch bei uns. Gerne vereinbaren wir ein unverbindliches Erstgespräch.

kontakt@futurebusinessconsultants.at